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Mezz Mezzrow – Really The Blues

mezzrow

Es sind wahrscheinlich wenige Jazz Autobiographien so unterhaltsam wie die von Milton “Mezz” Mezzrow. Das liegt zum einen daran, dass Mezzrow gerne Geschichten erzählt, zum anderen daran, dass er einen sehr überzogenen, gonzo-esken und teilweise leicht narzisstischen Stil pflegt.  Im Punkto Wahrheitsgehalt sollte man keine der Episoden aus seinem Leben auf die Goldwaage legen.

Mezz Mezzrow geboren 1899 in Chicago, erlebte schon früh den “echten” Jazz, wie ihn die Musiker aus New Orleans  zwischen 1915 und 1920 massenhaft nach Chicago einschleppten. In dieser Hinsicht blieb Mezzrow Zeit seines Lebens Purist. Jazz war für ihn nur Jazz, wenn dieser “hot” war, d.h. dem New Orleans Stil entsprach. Zwar musste Mezzrow auch einsehen, dass Jazz sich in Chicago  sowie ab Ende der 1920er auch in New York weiter entwickelte, allerdings setze er sich auch bis in die 50er nie ernsthaft mit dem “neuen” Jazz auseinander.

Mezzrow spielte Klarinette, war aber als Musiker eher durchschnittlich begabt. Dennoch schaffte er es durch seine wahnsinnig soziale Ader und dadurch, dass er (natürlich laut eigener Aussage) das beste Marihuana in ganz Chicago verkaufte, es stets den Jazz Größen der Zeit nahe zu sein. Noch mehr Charme seiner Biographie liegt im Setting: Im Chicago der 20er wurde Jazz meist in den Bordellen in der South Side, Varietés oder Hurenhäuser etwas außerhalb der Stadt gespielt. Mit dem Bigband Jazz á la Duke Ellington oder Paul Whiteman, wie er sich Ende der 20er etablierte, hatte Mezzrow nichts am Hut. Dann war da natürlich noch Al Capone, mit dem es auch eine Begegnung gibt, und dem (laut Mezzrow) quasi jedes Etablissement  in dem er 1923-26 aufgetreten ist gehört hat.

Der Zeit bis 1929, bis zu seinem Umzug nach New York, wird in dem Buch am meisten Platz eingeräumt. Diese wird auch am lebhaftesten beschrieben. In New York geht Mezzrow noch in einem Kapitel auf seine enge Beziehung mit Louis Armstrong ein, bevor er in einer 5 jährigen Opiumsucht verschwindet, aus der er nur wenige Geschichten übrig geblieben sind. Zuvor etabliert er allerdings noch den Marihuana Handel in Harlem…

Das Buch endet 1947. Mezzrow selbst war allerdings noch bis zu seinem Lebensende 1973 im Musikbusiness aktiv und verhalf unter anderem Sidney Bechet zu einem Comeback.

Das Buch ist meines Wissens nach nie auf Deutsch erschienen. Beim Lesen des Originals empfiehlt es sich ein Version mit Slang Übersetzung im Anhang zu erwerben, ansonsten versteht man nur die Hälfte.

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