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Category Archives: Records

Embryo – Embryos Rache

Krautrock hat bekanntlich viele Facetten.  Das schöne ist, dass es sich bei Krautrock um eine musikalische Schaffensperiode deutscher Künstler handelt, die mannigfaltiger nicht sein könnte. Es existieren keine festen Kriterien oder Schubladen. Bands wie Embryo und Cluster sind so weit auseinander wie Erde und Sonne und werden in einem Atemzug genannt. Die Einflüsse und Inspirationsquellen der Bands sind divers.

Embryo’s Rache ist das zweite Album der Band. Nach dem 1970 Opal veröffentlicht wurde gab es einen radikalen Umbruch in der Band und viele Musiker wechselten.  Kern der Band 1971 waren Edgar Hoffman, Hansi Fischer, Christian Burchhard und Roman Bunka. Diesen vier Herren gelang es  psychedelische Einflüsse  mit Anleihen aus dem Free Jazz zu vermischen und einen sehr individuellen Sound zu erzeugen. Teils wirkt dieser auf mich an manchen Stellen recht unbeholfen, meistens jedoch sehr progressiv.

Auf Spain Yes, Franco Finished dominieren Flöten, eine verzerrte Stimme singt: ” I don’t want to go to Spain…”, dazu ein irres Gitarrenspiel von Roman Bunka.  In Change, dem Stück gleich im Anschluss wird eine Geige schön in Szene gesetzt.  Langsam steigert sich die Geige in den Track bis sie den Song komplett dominiert. Alles in allem wirkt das Stück dramatisch jedoch auch beruhigend. Vielleicht ist es ja gerade diese Mischung, welche die Platte absolut hörenswert macht.

Der Octofish fährt morgen mit seinem Wohnmobil nach Kasachstan. Jetzt muss er noch ein Runde Schnaps kaufen.

Dibiase – Machines Hate Me

Hier ist nun also das Debut Album von Mr. Dibiase. Dibiase oder auch Dibia$e ist schon seit Ende der 90er im Untergrund von Los Angeles unterwegs. Zunächst als Rapper im Umfeld der legendären Project Blowed Posse dann nach und nach auch als Beatbastler und Produzent. Mr. Dibiase hat sich nach dem Wrestler Ted Dibiase benannt, der in den 80er lange Zeit die Ranglisten der WWF anführte. Neben Wrestling gibt Dibiase die NBA, Lego und 8-Bit Videospiele als Inspirationsquelle an.

Machines Hate Me ist auf Alpha Pup erschienen und reiht sich in eine Liste von Veröffentlichungen ein, die alle samt die Messlatte sehr hoch gesetzt haben. Da sind Nosaj Thing’s Drift, Take’s Only Montain oder das mit Ctrl-Alt-Delete betitelte Album von Free The Robots. Dibiase setzt diese Reihe würdig fort. Das Album ist durchsetzt von 8-Bit Sounds und bringt keinen geraden Beat hervor. Definitiv nicht tanzbar. Kurz gehaltene Low-Tech Glitcht Salven geben sich die Klinke in die Hand. Wildes Geballer wechselt sich ab mit sphärischen Obertönen, stets eine fette Bassdrum im Anschlag, teilweise auch schon leicht übersteuert. Häufig werden auch Rap-Samples eingestreut. Die kann ich jedoch leider nicht zuordnen, weil mir da das Rap-Hintergrundwissen fehlt. Glaube Busta Rhymes ist ein paar Mal dabei.

Angekündigt ist für diese Jahr, ähnlich wie bei Drift und Only Mountain noch ein Remix Album. Da bin ich mir nicht sicher ob es das noch braucht, aber wer weiß, vielleicht, ganz vielleicht killt das ja alles.

Der Octofish fröhnt seiner alten Spielsucht und macht sich auf den Weg in die Arkaden.

Java Java Java Java

Java ist:

  1. Eine Insel in Indonesien
  2. Eine allseits beliebte Programmiersprache
  3. Titel dieser fantastischen Platte

Ursprünglich 1973 auf Impact! veröffentlicht zeigen Errol Thompson und Clive Chin wie man mit sehr einfachen Mitteln einen profunden Dubmix zaubern kann. Teilweise kommt den beiden Toningenieuren auch zu Gute, dass die Songs, die hier durch die Dubmaschine gedreht, werden auch so schon recht catchy sind. Ob Augustus Pablos Java, Dennis Browns Cheater oder My Guiding Star von den Heptones. Alles Hits. Ein vorherrschendes Stilmittel auf dem Album ist es die einzelnen Tonspuren nach und nach aus- und wieder einzublenden. Irgendwann ist nur noch die Bassgitarre da und bollert fröhlich vor sich hin. Das passiert fast in jedem Track. Im Dub ist das jetzt nichts außergewöhnliches, jedoch fällt es hier besonders auf.

Ein netter Bonus der Platte ist die Anleitung zum Abmischen von Dub. In einem der Tracks ist ein Gespräch gestellt, in dem ein erfahrener Produzent einen Neuling anleitet.  Nette Idee. Super gemacht.

Es ist leider nicht einfach diese Platte zu finden.  Zum einen, weil man beim googlen ständig über die Programmiersprache und die Insel stolpert, zum Anderen, weil es sie nicht wirklich oft gibt. Das Original ist für den Normalsterblichen weder erschwinglich noch auffindbar und die Nachpressung auf Above Rock Steht auch in keinem Laden mehr einfach so rum. Dazu ist sie einfach zu gut.

Der Octofish geht fischen. Vielleicht gibt es ja zum Abendessen Lachs.

Deckard – Das Abstrakt

Downbeat vom Allerfeinsten. Es ist inzwischen schon 7 Jahre her seit diese EP veröffentlicht wurde. Jetzt gibt es wieder einen Anlass über sie zu schreiben. Der mit Equinox verbandelte Deckard hat die Restposten seiner ersten EP, an den mysteriösen Raincoatman weitergegeben. Der Raincoatman macht die Cover der Equinox Veröffentlichungen. Da die in Eigenregie veröffentlichte Platte kein Cover besaß, hat er kurzerhand das oben gezeigte entworfen. Die alte Platte mit neuem Cover wurde dann zum Record Store Day 2011 in ausgewählten Läden verkauft. An dieser Stelle sei auch auf die zum Record Store Day 2010 veröffentlichte Platte von Second Class Citizen verwiesen, ebenfalls mit sehr schönem Cover.

Jetzt auch noch 3 Sätze zur Musik. Düsterer und wie der Name der Platte schon nahelegt abstakter Downbeat. Bassbehaftete und  verschleierte Schlagzeugsounds wabbeln durch die Szenerie. In dem Stück Hope werden diese mit einigen kuhglockenartigen Geräuschen gepaart, welche mich teilweise an die Samples erinnern, die auch auf dem aktuellen Pantha Du Prince Album Black Noise vorhanden sind. Möglicherweise hinkt der Vergleich ein bisschen, aber es geht schon in die Richtung. Auf dem Titeltrack ist noch ein Vocal Schnipsel versteckt, kommt wahrscheinlich aus einem mir unbekannten Film. Musikalisch liegt die EP schon sehr nahe an der 2006 veröffentlichten Noir Desire EP. Wer diese mochte, sollte auch hier zuschlagen.

Der Octofish sucht schon seit geraumer Zeit nach Ostereiern, kann aber keine finden.

Various Artists – Tropicalia

Soul Jazz Records veröffentlicht Sampler und Compilations. Meist sind diese Musiksammlungen einem Genre oder Subgenre gewidmet.  Steckt man in diesem Genre tief drin, dann bieten diese Compilations wenig Überraschungen. Wenn nicht, dann sind diese Zusammenstellungen eine Brücke zu einer bis dato unerforschten Insel. Tropicalia oder auch Tropicalismo, ist eine musikalische Strömung die sich Ende der 60er Jahre parallel zur gleichnamigen politischen Bewegung entwickelt hat. Gilberto Gil oder Gal Costa hatte ich irgendwo schonmal gehört, wirklich einordnen konnte ich sie bisher noch nicht. Diese finden sich ebenso auf der Platte wie Ceatano Veloso, Tom Zé oder Os Mutantes. Damit wären auch schon die berühmtesten Tropicalisten genannt. Os Mutantes sind gleich mit 7 Tracks vertreten, was ich persönlich, bei insgesamt 20 Stücken, etwas übertrieben finde.

Musikalisch vegetiert Tropicalia irgendwo zwischen Bossa Nova, Easy Rock, Karneval und den Byrds. Teilweise extrem entspannend. Auf der anderen Seite hört man den einzelnen Tracks aber auch den Protestcharakter an, welcher der polischen Bewegung innewohnte. Schön sind auch die vielen für den Mitteleuropäer exotisch klingenden Percussionsinstrumente. Aber die sind ja allgemein in der kompletten brasilianischen Palette vorhanden. Wichtiger Hörtipp auf der Platte ist Jorge Ben mit Take It Easy, My Brother Charles. Absoluter Knaller und an lauen Frühlingstagen genau das Richtige.

Der Octofish hat 7 Tage lang meditiert. Das reicht jetzt wieder eine Weile.

Tokimonsta – Midnight Menu

Als im Juni 2009 Nosaj Things Debut Drift veröffentlicht wurde gab es ein riesen Geschrei. Alle Welt feierte den feinen LA Glitch Produzenten. Das Album wurde von den Rezensenten in den Himmel gelobt. Als im November des Folgejahres Midnight Menu erschien ist das kaum jemanden aufgefallen. Das liegt sicherlich auch daran, dass Midnight Menu auf Art Union/ Listen Up erschienen ist und nicht auf dem in der Glitch Szene so fest verwurzelten Alpha Pup. Musikalisch lässt sich das jedoch nicht erklären. Ein Lied wie zum Beispiel Questing klingt so vertraut, dass es selbst für den geübten Glitchhörer leicht für eine Nosaj Thing Produktion gehalten wird. Sonst geht das Album allerdings in eine etwas andere Richtung. Nicht so kantig und verkopft sondern eher von sanften Melodien getrieben unter denen ein dicker Beat liegt. Auf Solitary Joy wird die unbekannte Shuanise gefeatured, welche ihre geisterhaften Gesänge über einen Nebelschwaden Beat legt. Look-A-Like mitten auf der A-Seite  sprengt die sonst so zarte Lethargie in der Platte mit beinahe Club-bangerhaften Basslines. Das Album ist eher in cleveren und keines Wegs überproduzierten Beats gehalten, die sich auch mehrmals hintereinander weghören lassen. Möglicherweise hören wir ja noch das ein oder andere Album von Tokimonsta. Ich möchte aber auch nicht ausschließen, dass es sich bei Midnight Menu um eine sympathische Eintagsfliege handelt.

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Der Octofish begibt sich so langsam in seine Gemächer. Er empfängt morgen den Papst.

Herrmutt Lobby – Pastorale Electronics

Herrmutt Lobby ist schon ein ziemlich beknackter Name für ein Band Projekt. Nichts desto Trotz kann man für die Musik der Belgier schon mal ein paar Minuten opfern. Herrmutt Lobby liefert auf Pastorale Electronics eine Mischung aus Dubstep und Glitch im typischen Gewand der belgischen Strangeness. Die 5 Tracks starten mit Hazebola Bassline. Ein wildes Geklöpper aus Bass, Claps und Interferenz Geräuschen. Herzinfarkt vorprogrammiert. Etwas intensiver wird es dann schon beim 2ten Stück auf der A-Seite. Obby Dapgus im Mystery Artist Remix projeziert eine düstere aber duraus angenehme Stimmung in die Köpfe der Zuhörer. Immer schön straight forward. Auf der anderen Seite der Platte finden sich 3 Lieder. Snurffles Deluxe ist ein von elektronischem Zirpen durchzogener Track der in Glitchkreisen als hypnotisch durchgeht. Adaptator spiegelt die politische Stimmung in Beligen wieder. Äußerst angespannt und überhaupt nicht tanzbar. Der letzte Track auf der EP heißt Achi Carpender. Er handelt von einem Zimmermann der im Frühling des Jahres 1926 für drei Jahre auf die Walz geht. Er erlebt einige Abenteur und muss sich ständig was beweisen. Ich will hier nichts vorweg nehmen, hört es euch selbst an.

Pastorale Electrionics ist auf 500 Stück limitiert. Das Coverdesign kommt von Rawakari. Erschienen ist die Platte auf dem sehr zu empfehlenden Label Thin Consoliation aus Brüssel.

Der Octofish überlegt sich ernsthaft ob er Zimmermann wird und auf die Walz geht. Eventuell kann ihm aber auch sein Bruder, Quatrofish, einen Job in der lokalen Bankzentrale beschaffen. Berufswahl ist immer schwierig.

Captain Beefheart and his Magic Band – Trout Maks Replica

Unzählige Besprechungen haben sich schon mit diesem Werk von Captain Beefheart und seiner Magic Band beschäftigt. Alle samt haben sie Trout Mask Replica in den Himmel gelobt. Zu Recht. Das Werk kennzeichnet den Karrierehöhepunkt von Captain Beefheart. Als drittes Album der Band wurde es 1969 nach langen Proben unter dubiosen Umständen aufgenommen. Produziert von Frank Zappa. Den kennt man ja. Aufgrund des für damalige Verhältnisse völlig abwegigen Verständnisses von Musik und der vollkommen freien Herangehensweise von Captain Beefheart avancierte die Platte schnell zum Klassiker. Es ist schwer den auf der Doppel LP verbreiteten Hirnbrei näher zu beschreiben. Fantasiewörter wabern durch den Raum, häufig unterlegt durch den diffusen Sound der Magic Band, teilweise aber auch im Dialog vorgetragen.  Highlights sind für mich ganz klar Ella Guru und natürlich Neon Meate Dream Of A Octafish. Wenn sich Aufgrund dieser Besprechung jemand diese Platte kaufen möchte, dann schlage ich vor sich erst einmal einen Überblick zu schaffen welche Pressungen es gibt. Meine eigene ist eine Nachpressung auf der leider keine Texte niedergeschieben sind. Ich denke die paar Euro mehr sollte man investieren. Schließlich hat der Mann eine Botschaft zu überbringen.

Captain Beefheart, bürgerlich Don Glen Vliet, verstarb am 17. Dezember 2010 an den Folgen seiner Muliplen Skerose Erkrankung.

Der Octofish hat plötzlich tierischen Hunger auf Forelle und geht erst mal in Angelurlaub.

Lee Perry & Adrian Sherwood – Dub Setter

Adrian Sherwood präsentiert hier zusammen mit den Großmeister Lee ‘Scratch’ Perry ein unglaubliches starkes Stück Dub. Für das Album wurde teilweise Material von den Aufnahmen zu Perrys The Mighty Upsetter wiederverwendet, teilweise aber auch neue Spuren aufgenommen wurden. Dabei gibt es einige Sachen die das Album äußerst hörbar machen. Zum Einen ist da die erstaunliche Qualität der Pressung. Möglich wird das nur durch modernste Technik und digitales Remastering. Der Dub Sound ist schwer und zum Teil mit exotischen Elementen gespickt (fernostlich?), wie man es auf alten Dubs der 70er Jahre selten findet. Allenfalls auf Lee Perry Produktionen. Sehr schön auch die majestätische Stimme mit der Lee Perry vereinzelt Ansagen über die Tracks legt. Klingt altehrwürdig und roh. Weiter wird mit der Urban Legend aufgeräumt, dass Perry zu seinen besten Zeiten im Black Ark Studio Helfer mit einem Mikrophon bewaffnet auf die Toilette schickte und auf ein Zeichen hin die Spülung betätigen ließ. Der Song Flush It überzeugt durch ein tolles Spül-Sample. Wenn ich mich nicht täusche wird auf Elexir Of Life der Mond aus der Fernsehserie The Mighty Boosh gefeatured. Leider hatte ich keine Zeit dieser Vermutung nachzugehen. Thematisch passt es auf jeden Fall. Es geht um LSD, welches von Hubschraubern aus versprüht wird usw. usf…

Der Octofish muss dringend die 8 Hawaiifrüchte essen bevor sie schlecht werden.

David Carroll and His Orchestra – Ritmo Oriental

David Carroll, bürgerlich Rodell Walter Nook Schreier, war von 1951 -1960 musikalischer Leiter des Labels Mercury. Unter dem Pseudonym David Carroll and his Orchestra schien er es sich zur Aufgabe gemacht zu haben die amerikanische Gesellschaft in die Tiefen der Weltmusik einzuführen. So veröffentlichte er mit seinem Orchester unter anderem  Platten mit den Titeln: Latin Percussions, Percussions Parisienne oder auch die Ritmos Tropicales. Die in den USA veröffentlichte Version der Ritmo Oriental ist mit Percussion Orientale: Musical Sounds Of  The Middle East betitelt. Leider besitze ich die spanische Version der Platte was es mir unmöglich macht den informativen Text auf der Rückseite der Platte wiederzugeben. Ein weiteres schmuckes Detail ist der Schriftzug: “Perfect Present Sound Series”. 1962 könnte man mit dieser Ansage, unabhängig von der auf der LP enthaltenen Musik, sicherlich noch den ein oder anderen Käufer gewinnen. Fairerweise muss man sagen, dass es sich um eine anständige Pressung handelt der man die 48 Jahre kaum anhört.

Auf den 11 Stücken werden mehr oder weniger bekannte Kompositionen orientalisch interpretiert. Unter den bekannteren finden sich Duke Ellingtons Caravan und Raymond Scotts Twilight in Turkey. Alles klingt ein bißchen wie der Soundtrack zu 1001 Nacht.  Schön dabei ist, dass die Songs teilweise eine erstaunliche Eigendynamik entwickeln. Exotische Instrumente und doch irgendwie vertraut klingende Beats. Eine schöne Kombination. Der versierte Glitch Produzent könnte hier das ein oder andere schicke Sample finden.

Ist das schon das Ende? Oder wird sich der Octofish noch einmal an der Oberfläche zeigen?