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Tag Archives: 1971

Melvin Van Peebles – Sweet Sweetback’s Baadasssss Song (An Opera)

Badass

Hier geht’s um Filmmusik. Nicht irgendeinen Film sondern um den Blaxploitation Klassiker schlechthin. Sweet Sweetback’s Baadasssss Song mausert sich weder durch seine Handlung noch durch herausragende schauspielerische Leistungen zum Top Film. Hier gilt eher das Prinzip: Minus mal Minus gibt Plus. Dazu noch eine übertriebene Portion Blackness, samt Soundtrack. Der besteht aus einer Collage einzelner Filmfetzen flankiert von Kompositionen des omnipräsenten Melvin van Peebles. Neben der Filmmusik hat der Kerl auch das Drehbuch geschrieben und, teils auch mangels finanzieller Mittel, gleich die Hauptrolle übernommen. Und wer hat’s gesampled? Die Schweizer. Der Madlib.

Musikalisch deckt der Soundtrack das, zumindest damals (1971) verfügbare, Spektrum an afroamerikanisch geprägter Musik ab. Gospel (grandiose Kirchenszenen), Funk (sagenhafte Action Szenen), Soul (Sex) und sogar auch ein bisschen Rhythm & Blues (pseudo-kontemplative Szenen) ab. Größtenteils, das muss man sagen, fängt die Musik die Stimmung im Film ganz gut ein, wobei die Musik auch ganz gut ohne Motion Pictures funktioniert. Obwohl teils wahnsinnig catchy, ist der Soundtrack nichts für schwache Nerven. Wer jedoch Nachhilfe in Sachen Blackness braucht und noch nach ein paar saloppen Phrasen fürs nächste Businessdiner sucht, der ist hier genau richtig.

Der Octofish sucht die nächste Milchbar auf und bestellt sich ein Glas feinste Kuhmilch.

A.R. & The Machines – Grüne Reise

Das schöne an dieser Platte ist, dass man sich nicht groß über die Musik auslassen muss. Das Cover provoziert unendlich und eröffnet Diskussionen über den schmalen Grad zwischen Geschmack und Kunst. Die Meinungen divergieren zwischen absoluter Kunst und Brechreiz. Auf jeden Fall ist dieses Cover ein Hingucker, einer von denen, die man auch nicht alle Tage im Plattenladen findet. Jetzt aber zur Musik. Grüne Reise ist das erst Album, das Achim Reichel aktiv mitgestaltete und sicherlich auch das gefragteste in seiner Diskographie. Während die restlichen 20 Alben, oder zumindest die ab 1974,  immer an irgendwelche Konventionen angelehnt waren geht es auf der Grünen Reise deutlich progressiver zu. Bei den Maschinen handelt es sich im Wesentlichen um eine Akai-X-3300, die obskure Echoeffekte der Gitarre erzeugt. Achim Reichel singt außerdem auf Englisch. Die Texte sind frei erfunden und ergeben nicht viel Sinn. Damit reiht sich A.R. ganz unbewusst in die Reihe der Krautrock Protagonisten ein.  Selbst würde er sich nie als solchen bezeichnen. Die A-Seite ist irgendwie gelungener als die B-Seite. Oder doch nicht? Komisch ist auch, dass die Lieder alle englisch betitelt sind, mit den deutschen Übersetzungen in Klammern. Die Platte wurde unlängst neu aufgelegt. Im Gegensatz zum Original in angemessen grünen Vinyl.

Der Octofish hüllt sich in ein Gewand ganz aus grünem Samt und bereitet sich innerlich auf eine mentale Reise zum Mittelpunkt der Erde vor.

Embryo – Embryos Rache

Krautrock hat bekanntlich viele Facetten.  Das schöne ist, dass es sich bei Krautrock um eine musikalische Schaffensperiode deutscher Künstler handelt, die mannigfaltiger nicht sein könnte. Es existieren keine festen Kriterien oder Schubladen. Bands wie Embryo und Cluster sind so weit auseinander wie Erde und Sonne und werden in einem Atemzug genannt. Die Einflüsse und Inspirationsquellen der Bands sind divers.

Embryo’s Rache ist das zweite Album der Band. Nach dem 1970 Opal veröffentlicht wurde gab es einen radikalen Umbruch in der Band und viele Musiker wechselten.  Kern der Band 1971 waren Edgar Hoffman, Hansi Fischer, Christian Burchhard und Roman Bunka. Diesen vier Herren gelang es  psychedelische Einflüsse  mit Anleihen aus dem Free Jazz zu vermischen und einen sehr individuellen Sound zu erzeugen. Teils wirkt dieser auf mich an manchen Stellen recht unbeholfen, meistens jedoch sehr progressiv.

Auf Spain Yes, Franco Finished dominieren Flöten, eine verzerrte Stimme singt: ” I don’t want to go to Spain…”, dazu ein irres Gitarrenspiel von Roman Bunka.  In Change, dem Stück gleich im Anschluss wird eine Geige schön in Szene gesetzt.  Langsam steigert sich die Geige in den Track bis sie den Song komplett dominiert. Alles in allem wirkt das Stück dramatisch jedoch auch beruhigend. Vielleicht ist es ja gerade diese Mischung, welche die Platte absolut hörenswert macht.

Der Octofish fährt morgen mit seinem Wohnmobil nach Kasachstan. Jetzt muss er noch ein Runde Schnaps kaufen.